1. Man unterteilt Wunden (vereinfacht) in sauber, kontaminiert oder infiziert. Saubere Wunden sind die Wunden die zum Beispiel bei einer geplanten OP nach der Hautdesinfektion mit einem sterilen Skalpell gesetzt werden. Kontaminierte Wunden sind Wunden, die eben nicht unter solch sterilen Bedingungen entstanden sind. In diesen Wunden befinden sich Bakterien, diese vermehren sich aber (noch) nicht und der Körper zeigt keine Reaktion. Bei einer infizierten Wunde haben wir eine Besiedlung mit Bakterien, die sich auch vermehren und der Körper reagiert mit einer Abwehr- oder Entzündungsreaktion hierauf.
Da die Maulhöhle des Hundes immer mit Bakterien besiedelt ist sind wir in der Sekunde des Bisses immer automatisch schon in der Kategorie kontaminierte Wunde. Wird die Wunde jetzt in Eigenregie einfach zu getackert, finden die Bakterien das richtig super. Sie fühlen sich pudelwohl, vermehren sich fleißig und Sorgen für eine Infektion. Wird jetzt erst der Tierarzt hinzugezogen, ist nur noch Schadensbegrenzung möglich und mit einer Wundtoilette ist es nicht getan, hier muss chirurgisch herangegangen werden – und das in weit aus größerem Maße als es initial der Fall gewesen wäre. Das beliebte Blauspray gibt es in zwei Varianten, entweder echtes Blauspray (nicht freiverkäuflich) welches ein Antibiotikum enthält, oder freiverkäufliches, welches einfach nur blau eingefärbter Alkohol ist. Das es nicht mehr zeitgemäß ist, vorbeugend irgendwo mit der „Antibiotika-Gießkanne“ drauf zu hauen (Resistenzen!!!) ist den meisten klar. Aber auch das freiverkäufliche, eingefärbte Alkoholspray ist alles andere als sinnvoll, da die Zellen die eigentlich für die Wundheilung sorgen sollen eben genau von diesem Alkoholgemisch zerstört werden. Das passiert im Übrigen auch bei Wasserstoffperoxid. Es gibt eine Fülle an besseren Alternativen (z.B. Wundreinigungsmittel auf Basis von Polyhexanid). An dieser Stelle ist die obige Variante „da mache ich gar nichts“ diejenige, die wahrscheinlich am wenigsten Schaden anrichtet.